Fertilitätserhalt bei Chemo- und Strahlentherapie
Eine Chemo- oder Strahlentherapie kann zu einer dauerhaften Schädigung der Keimdrüsen führen. Obwohl gegen eine Schwangerschaft nach Abschluss einer solchen Therapie in der Regel keine medizinischen Einwände bestehen, ist evtl. die Zeugung eines Kindes aufgrund eines Funktionsverlustes der Keimdrüsen (Ovarien bzw. Hoden) nicht mehr möglich.
In den letzten Jahren wurden neue medikamentöse Therapien und reproduktions-medizinische Techniken entwickelt, die entweder die Schädigung der Keimdrüsen während einer zytotoxischen Therapie reduzieren, oder die Gewinnung und dauerhafte Konservierung von Keimzellen oder Keimdrüsengewebe für einen späteren Kinderwunsch ermöglichen.
Müssen sich Männer einer zytotoxischen Therapie unterziehen, so können vor Behandlungsbeginn Samenproben gewonnen und konserviert werden.
Werden Frauen zytotoxisch behandelt, so ist so eine Behandlung aufwändiger.
Bei einer Bestrahlung des Beckens sollten einer oder beide Eierstöcke vorrübergehend in den oberen Bauchraum verlegt werden, um die Strahlenbelastung zu senken.
Wird eine Chemo- oder Strahlentherapie bei sehr jungen Frauen durchgeführt, so gibt es die Möglichkeit der Konservierung von Eierstockgewebe, das mittels einer Bauchspiegelung gewonnen und später in das kleine Becken retransplantiert werden kann.
Auch besteht die Möglichkeit, unreife oder reife Eizellen zu entnehmen und, befruchtet oder unbefruchtet, einzufrieren. Ggf. ist dazu eine hormonelle Stimulation erforderlich, die ca.2 Wochen dauert.
Eine genaue Darstellung der Möglichkeiten eines Fertilitätserhalts und eine Vielzahl weiterer wichtiger Informationen finden Sie auf der Webseite des Netzwerks FertiPROTEKT. Dieses Netzwerk für fertilitätserhaltende Maßnahmen bei Chemo- und Strahlentherapie wurde im Mai 2006 von Prof. Michael von Wolff aus der Universitätsklinik Heidelberg initiiert und deutschlandweit ausgebaut. Es dient heute der flächendeckenden und qualitätskontrollierten Anwendung von fertilitätserhaltenden Techniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Wird die Durchführung einer zytotoxischen Therapie erwogen, so sollten sich der behandelnde Arzt, die Patientin oder deren Angehörige sofort mit uns in Verbindung setzen. Wir werden dann mit der Patientin und nach Rücksprache mit den behandelnden onkologischen Ärzten eine Beratung bzgl. des Risikos einer dauerhaften Schädigung der Keimdrüsen und die therapeutischen Möglichkeiten zum Erhalt der Fruchtbarkeit erörtern. Sollte eine Maßnahmen zur Schutz der Fruchtbarkeit sinnvoll und noch ausreichend Zeit bis zum Beginn der zytotoxischen Behandlung sein, so wird umgehend eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.